Begriffe, die politische Kulturen erschließen

Schlüsselbegriffe können dies leisten; das sind solche Begriffe, die als Argumente in der politischen Kommunikation eines bestimmten historischen Kontextes verwendet werden.

So lautet die These, die Volker Seresse, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Kiel, im Rahmen eines 2-tägigen Studientags des Internationalen Graduiertenkollegs Politische Kommunikation von der Antike bis ins 20. Jahrhundert dargestellt und verdeutlicht hat.

Am 4. und 5. Dezember 2012 haben alle – aus Italien, Österreich und  Deutschland kommenden – Stipendiaten des IGK zusammen mit Herrn Seresse verschiedene Ansätze der historischen Semantik vertieft und anhand konkreter Fallbeispiele selbst erproben können.

In einem ersten Schritt hat Herr Seresse den Ansatz der Begriffsgeschichte in ihrer Vielfalt skizziert und die damit verbundenen theoretischen und praktischen Probleme dargelegt. Am Beispiel der Steuerdebatten in Schweden Ende 1542 und in Kleve-Mark ab den 1570er Jahren zeigte er, wie der Kampf um politische Ordnung und Normen in gewissen Termini und zwar in sehr verdichteter Form sichtbar werden kann. Umgedeutete, umkämpfte, neu geprägte Begriffe – sie alle dienen als Indikatoren, um die politische Kultur und ihren Wandel zu rekonstruieren.

In einem zweiten Schritt hat Herr Seresse diesen Ansatz gemeinsam mit den Stipendiaten am Beispiel des piemontesischen und preußischen Kulturkampfes im 19. Jahrhundert erprobt; mit der Auswahl der Fallbeispiele wurde die Zweisprachigkeit und die Multikulturalität des Kollegs einbezogen.

Indem sie Schlüsselbegriffe und ihre semantischen Felder aus den italienischen und deutschen Quellen herausarbeiteten, konnten die Stipendiaten die politische Spannung zwischen Kirche und Staat charakterisieren. Die konfligierenden Ordnungen – die religiöse und die laizistisch-liberale –, die entsprechenden politischen Vorstellungen sowie die nationalspezifischen Argumentationsmuster und Denktraditionen: all dies konnten die Stipendiaten anhand ausgewählter Schlüsselbegriffe erschließen.

Die dritte Arbeitseinheit konzentrierte sich auf  die Problematik, wie Kontinuität und Wandel von Begriffen erfassbar sind. Von den Kategorien „Einfluss“, „Tradition“ und „Rezeption“ ausgehend, erarbeitete Herr Seresse mit den Stipendiaten grundlegende Fragen der neuen historischen Politikforschung. Damit wurde der Blick geschärft für die vielfach unbewussten Mechanismen der Übertragung, Aneignung oder Umdeutung politischer Ideen und Sprachen.

Das Programm des Studientags finden Sie hier als PDF.

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