Carola Föller:

Königskinder. Erziehung am Hofe König Ludwigs IX. des Heiligen von Frankreich

Die Untersuchung beschäftigt sich mit Formen intergenerationeller Übertragung von Wissen und Status im 13. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf Erziehung und Ausbildung von adligen Kindern und der Frage, wie diese darauf vorbereitet wurden, in ihrer Lebenswelt zu bestehen und welche Folgen dies für ihr späteres Leben und Wirken hatte. Für eine exemplarische Untersuchung wurde die Kindeserziehung am Hof des französischen Königs Ludwig IX. des Heiligen gewählt. In seinem Umfeld entstand ein für das Mittelalter bis dahin einzigartiges Corpus von Schriften zur Unterweisung und Unterrichtung von Königskindern. Aus diesen lässt sich ein regelrechtes Erziehungsprogramm herauslesen, das eine umfassende Vorbereitung der Kinder auf ihre späteren Aufgaben zum Ziel hatte und weit über die bis dahin zu beobachtende höfische und ritterliche Bildung hinauswies.
Neben der Anleitung zum moralischen Handeln innerhalb der christlichen Normen sollte vor allem eine intellektuelle Ausbildung einen künftigen König oder Fürsten in die Lage versetzen, die juristischen, administrativen und politischen Strukturen seiner Herrschaft zu durchdringen und die richtigen Entscheidungen treffen zu können.

Nachdem die Untersuchung zunächst dieses Erziehungsprogramm und seine Einbettung in die Königsideologie Ludwigs IX. herausgearbeitet, setzt sie diese Form der Erziehung ins Verhältnis zum politischen Handeln von Ludwigs Sohn und Nachfolger König Philipp III. dem Kühnen von Frankreich (*1245, Kg. 1270, †1285). Das bisherige historische Urteil, nach dem Phillip ein schwacher und intellektuell unzulänglicher Herrscher gewesen sei, dürfte im Lichte der ihm zuteil gewordenen Erziehung zu revidieren sein.