Astrid Lembke:

Dämonische Allianzen. Jüdische Mahrtenehenerzählungen der europäischen Vormoderne

Im Zentrum der Untersuchung steht der Vergleich von höfisch-christlichen mit jüdischen erzählenden Texten des 13. bis 16. Jahrhunderts, in denen die männlichen Protagonisten erotische Beziehungen zu dämonischen Frauen in einer jenseitigen Welt unterhalten. In diesem Motiv – der Verbindung eines Menschen mit einem außermenschlichen Wesen in einer jenseitigen Welt – kann der zeitweise Austritt eines Individuums aus den sozialen Normen imaginiert und ein Regelraum jenseits des Realen entworfen werden. Dies erlaubt das Durchspielen von Alternativen, das Herausfordern der im wirklichen Leben gültigen Beziehungsmuster, Hierarchien und normativen Ordnungen. Was gilt nicht in der Welt der Feen und Dämonen? Welche Figuren und Institutionen können hier Regeln und Gebote aussprechen und ihre Einhaltung einfordern? Welchen Stellenwert haben dabei religiöse Gebote oder verwandtschaftliche Verpflichtungen? Und was geschieht, wenn eine im wirklichen Leben gültige Regel gebrochen wird?

Die Untersuchung zeigt, wie das Motiv der Beziehung zu einer nichtmenschlichen Frau auf unterschiedliche Weise zum Befragen von Instanzen und Dispositiven der Macht dienen kann. Ausgehend von den Bereichen der Macht des Begehrens, der Religion, des Geldes sowie des Familienverbandes zeigt sich, wie Fragen nach Durchsetzung, Ohnmacht und Verweigerung, nach Familienhierarchien und Ehebeziehungen narrativ bearbeitet werden und inwiefern dabei in jüdischen Kontexten andere Schwerpunkte gesetzt werden als in christlichen.

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Fax: 069/798-32425
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Dr. Karin Gottschalk

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