Säubern und Vernichten. Genozide im 20. Jahrhundert.
Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Seminar
12. April bis 12. Juli 2022
dienstags, 12:00–14:00 Uhr, Raum NG 1.741a
Ist der Holocaust ein Genozid wie jeder andere? Um diese Frage entbrannte
im Sommer 2021 eine hitzige öffentliche Debatte. Im Seminar geht es darum, nach
den Völkermorden im 20. Jahrhundert zu fragen und die Verfolgung und
Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland
darin einzuordnen. Diskutieren werden wir über Sinn und Ertrag des Vergleichs
von Genozidverbrechen. Mit der Ereignisgeschichte setzen wir uns dabei ebenso
auseinander wie mit Rechtsdiskussionen und wissenschaftlichen Kontroversen.
Auch spielt die Frage nach dem jeweiligen gesellschaftlichen Umgang mit den
Verbrechen eine zentrale Rolle. Thematisiert werden unter anderem die
Verbrechen an den Hereo und Nama im Zuge der deutschen Kolonialpolitik, der
Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg, die stalinistischen
Gewaltexzesse, der Genozid an den Sinti und Roma im »Dritten Reich« und darüber
hinaus Genozide, die weltweit bis in die 1990er Jahre stattfanden. Welche Rolle
spielten dabei jeweils ethnische Spannungen und staatlicher Zerfall? Was ist
über politische Entscheidungsprozesse zu sagen, die Völkermorden vorausgingen?
Was lässt sich über Gewalttraditionen, ferner über gesellschaftliche
Wahrnehmungen von den Verbrechen und von Reaktionen darauf sagen? Wie wurde in
späterer Zeit an die Verbrechen erinnert oder eben auch nicht erinnert? Und was
lässt sich aus alledem über die »Einzigartigkeit des Holocaust« schließen?
Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2022 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/14011138050
Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist
eingerichtet.
Einführende Literatur
Neuere Forschungen zur Geschichte und Wirkung des Holocaust
Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Forschungskolloquium
19. April 2022 bis 12. Juli 2022
dienstags, 18:00–20:00 Uhr, IG 0.251
Im Forschungskolloquium werden laufende Untersuchungen und jüngst abgeschlossene Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust vorgestellt und diskutiert. Es richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Geschichte, an Examenskandidaten und -kandidatinnen, Promovierende, Habilitierende und wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Fachbereich Geschichte.
Programmübersicht (pdf-Datei)
Antisemitism in Europe after the Holocaust.
Prof. Lisa Silverman PhD
Seminar
25. April 2022 bis 11. Juli 2022
montags, 16:00–18:00 Uhr, SH 4.107
Eine Lehrveranstaltung im Rahmen der
Michael HauckGastprofessur für interdisziplinäre Holocaustforschung.
Some refer to antisemitism as »the longest hatred« due to the origins of hostility toward Jews in antiquity. But the decimation of Europe's Jews in the Holocaust caused a fundamental shift: As a result of the genocide, antisemitism became a mainstream taboo and defining the Antisemite became a serious source of social power after 1945. And yet, from subtle, implicit messages to explicit acts of violence, antisemitism is more evident now than it has been in decades. Why does antisemitism continue to resonate so deeply, when the Holocaust supposedly taught us important lessons about its dangers decades ago? What forms does antisemitism take in our culture and how did these forms change after 1945? Using films, trials, and a wide variety of texts, this seminar will focus on the narrative power of antisemitism in the years after the genocide of Europe's Jews. We will also study the development of theoretical frameworks used for analyzing antisemitism and consider the degree to which studies of misogyny, racism, and other forms of systemic hatred can be useful in understanding the history of antisemitism's persistence since 1945 via stereotypes and deeply embedded social structures that perpetuate disadvantages. Although this seminar will focus on culture created in Central Europe immediately following the Holocaust, students will be encouraged to pursue their own research projects on antisemitism in other geographical areas and time periods according to their interests.
Dieses Seminar findet in englischer Sprache statt. Hausarbeiten können wahlweise auf Deutsch oder auf Englisch verfasst werden. Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2022 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/14011138053 Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
Introductory Readings
Repräsentationen des Holocaust. Vom Gedenken zur Trivialisierung.
Prof. Lisa Silverman PhD
Übung
25. April 2022 bis 11. Juli 2022
montags, 10:00–12:00 Uhr, IG 1.411
Eine Lehrveranstaltung im Rahmen der
Michael HauckGastprofessur für interdisziplinäre Holocaustforschung.
Der Begriff Holocaust ist nicht nur eine Bezeichnung für den bekanntesten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Er ist zu einem geläufigen Wort für ein Ereignis geworden, das in seiner Größe und Reichweite seinesgleichen sucht und als paradigmatisch für die Darstellung anderer großer Katastrophen gilt. In dieser Übung werden einige der bedeutendsten und provokativsten Werke der Holocaust-Repräsentation untersucht. Analysiert werden auch kritische Debatten über unterschiedlichste Versuche den Holocaust darzustellen, aufzuzeichnen und zu erinnern. Wie haben sich Filme, Poesie, Romane, Berichte, Gedenkstätten, Kunstwerke, Museen und Videospiele, die unser Verständnis des Holocaust sowohl prägen als auch reflektieren, seit 1945 verändert? Gibt es ungeschriebene Regeln und Standards, die die Darstellung des Holocaust prägen? Wie wird der Abschied von den Zeitzeugen die Darstellung des Holocaust verändern? Wie beeinflussen Repräsentationen des Holocaust den Diskurs von Trauma und Leid, der zu einem festen Bestandteil der Alltagskultur und -politik geworden ist?
Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2022 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/14011138056 Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
Einführende Literatur
Der Holocaust vor Gericht. Ermittlung und Strafverfolgung 1945 bis heute
PD Dr. Tobias Freimüller
Übung
19. April 2022 bis 12. Juli 2022
dienstags, 14:00–16:00 Uhr, IG 0.454
Schon während des Krieges hatten die späteren alliierten Siegermächte ihre Absicht bekundet, die Verantwortlichen für die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands zur Verantwortung zu ziehen. Vor dem internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zeigte sich 1945/46 aber, dass sich insbesondere der »Zivilisationsbruch« (Dan Diner) des Massenmords an der jüdischen Bevölkerung Europas nur schwer mit den erprobten Mitteln des Rechts ahnden ließ. Im Mittelpunkt dieser Übung stehen die wichtigen Gerichtsverfahren, in denen von 1945 bis in die Gegenwart die Verbrechen des Holocaust eine Rolle spielten. Dies geschah in Deutschland, beispielsweise im Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965), aber auch in vormals besetzten Ländern Osteuropas. Auch der Eichmann-Prozess in Jerusalem (1961) sowie der Londoner Prozess um den Historiker und Holocaustleugner David Irving (2000) werden behandelt. Betrachtet werden nicht nur die Gerichtsverfahren selbst, sondern ihr historischer Kontext, ihre öffentliche Wirkung und ihre Bedeutung für den sich wandelnden Umgang mit der Geschichte des Holocaust. In den letzten zehn Jahren kam es schließlich in der Bundesrepublik zu einer Reihe neuer Verfahren, in denen sehr alte Angeklagte vor Gericht standen und stehen. Auch diese sogenannte Spätverfolgung wird in der Übung betrachtet.
Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2022 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/13964410887/CourseNode/93668888136022 Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
Einführende Literatur
Jüdische Geschichte im Schulgeschichtsbuch und Bildungsmedien
Dr. Martin Liepach
Übung
25. April 2022 bis 11. Juli 2022
montags, 14:00–16:00 Uhr, NG 2.731
In dieser Übung werden aktuelle Geschichtslehrbücher und Bildungsmedien im Hinblick auf die Thematisierung der jüdischen Geschichte im historischen Längsschnitt (vom Mittelalter bis zur Zeit nach 1945) und den damit verbundenen Themen fachwissenschaftlich und didaktisch analysiert.
Jüdische Geschichte wird im Geschichtsunterricht vorrangig in Verbindung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust unterrichtet. Die Materialien in den gegenwärtigen Schulbüchern werfen dazu zahlreiche Fragen auf. Aber nicht nur für diese Epoche gibt es Fragen an die jüdische Geschichte: Wie werden Antisemitismus und Verfolgungsgeschichte im Vergleich zur allgemeinen jüdischen Geschichte thematisiert und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Erscheinen Juden nicht nur als Objekte und Opfer von Geschichte, sondern auch als Träger einer eigenen Kultur und Mitgestalter der Moderne? Erfolgt die Thematisierung auf der Grundlage einer Wissenschaftsorientierung um gegen stereotype Bilder anzugehen oder werden diese unflektiert reaktiviert?
Die Analyse der Schulgeschichtsbücher wird Aspekte der historisch-sachlichen Faktizität und ihrer politisch-moralischen Bewertung mit den Formen ihrer didaktischen Umsetzung im Lehrbuch (Autorentext, Text- und Bildquellen, Arbeitsaufträge) verknüpfen. Eingangs der Veranstaltung erfolgt eine kurze methodische Einführung zur Schulbuchanalyse. Die Veranstaltung richtet sich an Lehramtsstudierende. Voraussetzungen: Ausreichende historische Grundkenntnisse über die zu behandelnden Epochen.
Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2022 über OLAT möglich: https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/14011138059 Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
Einführende Literatur
Die Geschichte der nationalsozialistischen Ghettos
Dr. Veronika Duma
Proseminar
12. April 2022 bis 12. Juli 2022
dienstags, 9:00–12:00 Uhr, SP 1.04
Die Mehrheit der im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Jüdinnen und Juden musste bis zu ihrer Ermordung in einem der weit über tausend Ghettos leben, die von den deutschen Besatzern im überfallenen Osteuropa errichtet worden waren. In der Organisation des Holocausts kam den Ghettos eine zentrale Bedeutung zu: Sie waren Orte der Isolierung, Diskriminierung und Kontrolle, Orte des Raubs sowie temporäre Arbeitskräftereservoirs und Produktionsstätten. Einzelne Ghettos bestanden über mehrere Jahre hinweg, viele existierten nur wenige Wochen, bis die Menschen in die Vernichtungslager deportiert oder vor Ort in Massenexekutionen erschossen wurden.
Das Proseminar behandelt die Geschichte der nationalsozialistischen Ghettos und fragt nach der Organisation der Täter ebenso wie nach der Geschichte der Opfer, nach Überlebensstrategien und Widerstand in den Ghettos. Anhand des Proseminarthemas werden Methoden und Techniken geschichtswissenschaftlichen Arbeitens erlernt – von der Literatur- und Quellenrecherche über das Lesen von Texten bis hin zu den Zitierregeln.
Einführende Literatur
Quellen
Fritz Bauer Institut
Geschichte und Wirkung
des Holocaust
An-Institut der
Goethe-Universität Frankfurt
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Sprechstunde
Dienstag, 15:00–16:00 Uhr
Termine nach Vereinbarung unter:
sekretariat.steinbacher@fritz-bauer-institut.de
Fritz Bauer Institut, Raum IG 5.316
Telefon: +49 (0)69.798 322-40
sekretariat.steinbacher@fritz-bauer-institut.de
Öffnungszeiten des Sekretariats
Montag bis Freitag, 9:00–13:00 Uhr
Verwaltungsleitung und Projektmanagement
Manuela Ritzheim
Fritz Bauer Institut, Raum IG 5.318
Telefon: +49 (0)69.798 322-33
m.ritzheim@fritz-bauer-institut.de