Projekte und Dissertationsthemen im Forschungsfeld 1 "Politische Kommunikation als Konflikt um Normen"

Die Entstehung einer politischen Begrifflichkeit im frühen und klassischen Griechenland

Die Entwicklung von Begriffen wie Demokratie und Oligarchie ist von der Althistorie schon oft behandelt worden, insbesondere von Christian Meier und seinen Schülern. Allerdings sind diese Studien allzu sehr auf die Entwicklung Athens hin zu einer Demokratie fokussiert, so daß der jeweilige Gebrauch eines Wortes oft lediglich als Vorstufe einer späteren Verwendung betrachtet wurde. [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Die politische Welt des adligen Symposions
  • Politische Sprache auf Inschriften
  • Die Chorlyrik als Ort der politischen Kommunikation

Antiker Herrscherkult als Herrschaftslegitimation

Zu den konstanten Phänomenen antiker Herrschaftsrepräsentation gehört der Herrscherkult in seinen unterschiedlichsten Schattierungen je nach der politischen und/oder gesellschaftlichen Beschaffenheit des Staatswesens. Auch wenn er den griechischen Poleis nicht fremd war (Lysander in Sparta oder Perikles in Athen), so ist er vor allem in den zahlreichen Monarchien zu beobachten, die das zentrale politische Phänomen der Antike bilden. [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Römische Herrscherverehrung bei den Autoren der zweiten Sophistik
  • Zentrale Heiligtümer als Orte herrscherlicher Repräsentation im kaiserzeitlichen Griechenland
  • Das Bild monarchischer Herrschaft in der hellenistischen und frühkaiserzeitlichen Ethnographie

Der König als ordnungs- und friedenstiftende Gewalt von der Spätantike bis zum Hochmittelalter

Die Gestalt des Königs hat in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit in der Althistorie wie auch in der Mediävistik gewonnen. Von der konventionellen Interpretation, die in der Rolle des mittelalterlichen Königs wenig mehr als eine Deutung der germanischen Tradition unter christlichen Vorzeichen erblickt, geht man nunmehr unter dem Eindruck des neuen, Kontinuitäten betonenden Bildes der Spätantike (z. B. A. Barbero, P. Geary ) ab.  [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Der spätantike Kaiser und die Sonnensymbolik nach Konstantin dem Großen
  • Die Schönheit und Jugend des Königs als Motiv im Herrscherlob der Spätantike und des Früh- und Hochmittelalters
  • Der König als Friedensbringer in der politischen Kommunikation der merowinigischen und karolingischen Zeit
  • Die Kommunikation zwischen Königen und Bischöfen im merowingischen Gallien und im westgotischen Spanien
  • Von den Kapitularien zu den placita: der König als Garant der Gerechtigkeit bei Gesetzen und Konfliktlösungen
  • Die missi dominici als Friedensvermittler im Zeitalter von Karl dem Großen
  • Die Anklage wegen Verrats als Festigungsinstrument der königlichen Macht in karolingischer Zeit

Rhetorische Grundlegung der politischen Kommunikation in Spätmittelalter und Frührenaissance

Im ausgehenden Mittelalter erreicht die Kunst der Rhetorik innerhalb der nord- und mittelitalienischen Kommunen und im diplomatischen Austausch untereinander eigenständigen Rang: schon seit dem 13. Jahrhundert diskutierten dictatores, Verfasser von specula principum und consilia über den Erwerb dieser Kompetenz als notwendig für das regimen civitatis.  [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Oratorik als ‚Kunst' am Hof der Visconti und der Sforza
  • Politische Rede im diplomatischen Verkehr zwischen Deutschland und Italien
  • Kommunikation zwischen den Gonzaga und städtischen Eliten

Notwehr - Gegenwehr - Widerstandsrecht? Formen politischer Kommunikation im frühneuzeitlichen Europa

Die "Sprache des Widerstandes" ist in den letzten Jahren als europäische Gemeinsamkeit für das 16. bis 18. Jahrhundert intensiv erforscht worden; damit wird die bisherige Forschungsmeinung in Frage gestellt, wonach es regionale, wenn nicht gar nationale Traditionen der politischen Teilhaberechte und des Kampfes um sie im Europa der Frühen Neuzeit gegeben habe.  [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Die Bibel als politisches Argument: Herrschaftslegitimationen im England und/oder im Alten Reich des 16./17. Jahrhunderts
  • Politische Kommunikation am Kaiserhof Karls V.
  • Papstinterdikte, Kaiserdekrete und das Recht des Widerstandes in der städtischen Kommunikation des 16./17. Jahrhunderts
  • Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit in Verteidigungsschriften der "communità"/Gemeinde: politische und religiöse Argumentationen in der Verschränkung (italienische, spanische, katalanische, englische, niederländische Kommunen, deutsche Reichsstädte)
  • Regentenspiegel als Form politischer Kommunikation im Protestantismus und im Luthertum
  • Ständischer Widerstand im Vergleich. Politische Opposition gegen Maximilian I. in den Niederlanden, Erbländern und im Reich

Sprache der Politik - Sprache der Geschlechter. Herrschaftslegitimation durch normative Konzepte und Riten

Bereits Mitte der achtziger Jahre wurde in der nordamerikanischen Forschung auf die politische Dimension der gender-Kategorie hingewiesen, in der wissenschaftlichen Praxis der "geschlechtsneutralen" Politikgeschichte allerdings wurde dieser Ansatz kaum umgesetzt. In den letzten 25 Jahren haben sich jüngere genderorientierte Forschungen bevorzugt mit der neueren und neuesten Geschichte befaßt und sich stark an ereignis- und sozialgeschichtlichen Fragestellungen ausgerichtet (Geschichte der Frauenbewegung, der Kampf um Frauenrechte, Phänomene der Frauenarbeit). [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Die "Drei-Stände-Ordnung" als "politische Sprache" im Frühmittelalter
  • Sprache des Rechts - Sprache der Familienordnung? Wandel oder Konstanz geschlechtsspezifischer Rechtssprechung in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten
  • Weibliche Werte in der Repräsentation der Kaiserzeit
  • Zwei Rollen der Augusta im 5. Jahrhundert: Pulcheria und Athenais/Eudocia
  • Bürgerliches Privatrecht und Geschlechterverhältnis: der Wandel von Ehe- und Familienkonzepten zwischen 18. und 19. Jahrhundert

"Stände" oder "Volk"? Der (diskursive) Wandel vom traditionellen Recht zur modernen Verfassung

Die Frage nach politischer Repräsentation bzw. Partizipation stand im Zuge des gesellschaftlichen und politischen Wandels der "Sattelzeit" zwischen spätem 18. und frühem 19. Jahrhundert immer stärker im Brennpunkt divergierender Interessen. [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Die Verfassungsforderungen der italienischen Untertanen des Kaisertums Österreich (Lombardo-Venetien, Triest, Trient) 1815/16-1848 als politische Sprache
  • Verfassungs- und Wahlpraxis/Wahlkämpfe in altständischen Versammlungen (Hannover bis 1830, Preußen vor 1848, österreichische Ständeversammlungen)
  • Grenzen der Verfassung: Debatten über politische Repräsentation in Kleinststaaten des Deutschen Bundes
  • Stände als Nationalversammlungen? Verfassungsfragen in multinationalen Territorien (Schleswig-Holstein/Dänemark; Großbritannien/Irland) als Kommunikation über das Politische
  • Ständische Relikte in modernen Verfassungen: Legitimationen erster Kammern im Europa des 19. Jahrhunderts im Vergleich
  • Die Verfassungsfrage im Kaisertum Österreich (1804-1848/49)

Medien und Strategien politischer Kommunikation in der bürgerlichen Öffentlichkeit des 19. Jahrhunderts

Tagespresse und Zeitschriften, Verfassungen und Verfassungsentwürfe, Parlamentsdebatten, Schriften von Intellektuellen und Akademikern, Programme politischer, künstlerischer und wissenschaftlicher Vereine, sowie von Kongressen von Arbeitern, Natur- und Geisteswissenschaftlern, große nationale und internationale Ausstellungen wie auch die höfischen Briefnetze der sog. "ersten und zweiten Gesellschaft" von Diplomaten, Staatsmännern, Intellektuellen, Akademikern, Künstlern und Wissenschaftlern - all dies sind wichtige Quellen, um die kommunikativen Prozesse des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen und die politischen Prozesse im Besonderen zu untersuchen. [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Die politische Kommunikation der Wissenschaftsorganisation am Beispiel ausgewählter österreichischen Universitäten im 19. Jahrhundert.
  • Die (Selbst) Inszenierung der Wissenschaften in der Symbolik und Bildsprache des 19. Jahrhunderts. Ein Vergleich zwischen ausgewählten österreichischen - italienischen und deutschen Universitäten
  • Die politische Presse. Zeitungen als Medien politischer Kommunikation

Soziale Sicherheit als kommunikative Konstruktion: soziale Ansprüche an die Gesellschaft und ihre Diskussion vom Beginn der Industrialisierung bis zur Gegenwart

Seit dem späten 18. Jahrhundert zerfällt in Europa endgültig die normativ "eingebettete" (Polanyi) alte Ordnung. Die Lebensbewältigung erfolgt in zunehmendem Maße nicht mehr im Rahmen und durch definierte Sozialverbände (das "ganze Haus", verfaßter Kommerz in den Städten, adlig-klerikale Lebensverbände, religiös legitimierte Fürsorge) mit ihren spezifischen Absicherungen gegen Armut, sondern der Einzelne wird gezwungen, sein Schicksal selbst im Rahmen der sich durchsetzenden Marktwirtschaft durch Gelderwerb zu sichern. [mehr...]

Die Wahrnehmung von Macht und Gewalt und deren Verarbeitung in der politischen Kommunikation der Zeitgenossen

Gewaltausübung - vor allem im Rahmen von Kriegen - ist in der historischen Forschung völlig zu Recht primär mit Blick auf die konkreten Folgen an Zerstörung, Tod und Verstümmelung untersucht worden. Diese legitime Perspektive kann im Rahmen des IGK allerdings um eine neue Dimension erweitert werden. [mehr...]

Mögliche Dissertationsthemen:

  • Zulässige Gewalt und Widerstandsrecht: der Fall der Lehnsmänner in karolingischer Zeit
  • Zur Wahrnehmung von Krieg und Gewalt am Hof Maximilians I. (Karls V.)
  • Herrscher im Krieg gegen die eigenen Untertanen - Untertanen im Krieg gegen die eigenen Herrscher: Kriegsrealität und -vorstellungen vor der Beanspruchung des Monopols legitimer Gewalt durch den Staat
  • Die Rechtfertigung von militärischer Gewalt als Grundmuster der Legitimation politischer Herrschaft im 16. Jahrhundert (Altes Reich unter Karl V.)
  • Die Idee des unblutigen Sieges in der Spätantike
  • Der legitime Krieg "aus der Bibel" bei D. Reinkingk und anderen politischen Theoretikern des 17. Jahrhunderts

Kontakt

Sprecherin:
Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte
schorn-schuette@em.uni-frankfurt.de

Koordinator:
Dr. Magnus Ressel

Geschäftsstelle:
Susanne Bayer-Spears
Claudia Pätzold

Johann Wolfgang Goethe-Universität
Historisches Seminar
IGK Politische Kommunikation
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main

Telefon +49 (0)69 798 32595
Telefax +49 (0)69 798 32596