Promotionsprojekte

Dr. des. Ralph Barczok

Die Vita des Josef Busnāyā. Eine historische Quelle des Nordiraks des 10. Jahrhunderts (abgeschlossen, Veröffentlichung in Vorbereitung)

In seinem Promotionsprojekt untersuchte Ralph Barczok die Vita des Josef Busnaya als Quelle für das alltägliche Leben im Nordirak (Kurdistan) des 10. Jh. Im Zentrum dieses Textes steht Josef Busnaya (+ 979), ein ostsyrischer Eremit und Mystiker, der in den Klöstern Rabban Hormizd und Beth Sayyare zwischen dem heutigen Dohuk und Amadiye wirkte. Der Schüler und ehemalige Sekretär des Heiligen, Johannes bar Kaldun, schrieb diese Biographie etwa zur Wende des 10. zum 11. Jh. am Ende seines Lebens. Sein Ziel war, das Beispiel und die Lehre des Heiligen den jungen Mönchen zu überliefern.

Bei der Arbeit handelt es sich um die erste größere Studie dieses aus verschiedenen Perspektiven wichtigen Textes. In ihm finden sich zahlreiche narrative Episoden und Paränesen, die die idealisierten Vorstellungen des Autors vom monastischen Leben darstellen. Gleichzeitig wird dieses Ideal durch zahlreiche Erzählungen, die das alltägliche Lebensumfeld der Mönche beschreiben, durchbrochen. So wird deutlich, dass bei scheinbar so streng geregelten Themen wie dem Tagesablauf, Fasten, Schweigen und Beten eine individuelle Gestaltung die Regel war. Auch waren die ostsyrischen Mönche entgegen der Bestimmungen in den monastischen Regelwerken sehr reisefreudig. Sie verließen das Kloster oft, nicht nur um offizielle monastische Angelegenheiten zu regeln, sondern auch, um andere Klöster und Mönche zu besuchen oder gar, um in andere Klöster überzusiedeln.

Schwieriger zu beurteilen sind Themen, die nicht im Zentrum des Interesses des Autors standen. So erwähnt er nur selten die wirtschaftliche Grundlage des Klosters oder das Verhältnis zu den Gruppen, die dem Kloster gegenüberstanden. Dies sind neben dem christlichen Gläubigen, die das Kloster als Pilger besuchten, hauptsächlich Muslime und Kurden. Obwohl zu diesen ein spannungsvolles Verhältnis herrschte, waren auch diese Gruppen selbst im Kloster als Gäste zugegen und nahmen die Hilfe der Mönche in Anspruch, so dass das Kloster als eine Begegnungsstätte von verschiedenen Kulturen und Religionen zu bezeichnen ist.

Das Ergebnis der Arbeit ist daher eine Momentaufnahme einer Zeit und Region, der allerdings durch die Natur der Quelle – ein hagiographischer, paränetischer Text mit historiographischen Zügen – Grenzen gesetzt sind.

Dominik Giesen

Handlungsräume deutscher Diplomaten, Politiker und Militärs beim Völkermord an den Syrern im Osmanischen Reich.

Das Ziel des Promotionsprojektes ist, Handlungsräume deutscher Diplomaten, Militärs und Politikern in Bezug auf den Völkermord an den Syrern im Osmanischen Reich zu erforschen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den edierten und nicht edierten deutschsprachigen Quellen. Als Kriegsverbündeter des Osmanischen Reiches existiert eine Vielzahl an diplomatischen Quellen, in denen die verschiedenen Konfessionen der syrischen Christen und die Verbrechen an ihnen genannt werden. Es gilt zu untersuchen, wie deutsche Diplomaten mit diesem Wissen umgegangen sind und welche Handlungsräume dadurch existierten. Hier ist besonders der Botschafter des Deutschen Reiches in Konstantinopel Hans von Wangenheim zu nennen, der sowohl bei der osmanischen Regierung als auch bei der Reichsregierung in Berlin zu intervenieren versuchte. Daneben existieren Quellen aus den Nachlässen einiger Politiker, die über die Verbrechen informiert waren. Dabei spielt der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger eine wichtige Rolle, der im Reichstag den Völkermord thematisierte. Aus diesem Grund sind auch die Sitzungsprotokolle der deutschen Reichsregierung von besonderem Interesse. Ziel ist, am Ende ausgehend von den genannten Quellen verschiedene Handlungsräume aufzuzeigen und die darin vorhandenen Handlungsmöglichkeiten zu analysieren.

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