Das Bollwerk der Kirche: Wie man Mitglied der Römischen Inquisition wird

Das Bollwerk der Kirche: Wie man Mitglied der Römischen Inquisition wird

Für die Untersuchung der Personalentscheidungen im Spitzenbereich der kirchlichen Ämter ideal geeignet ist das Sanctum officium, d.h. die Römische Inquisition: zum einen, weil sie schon ihrem Selbstverständnis nach den Kern des wahren Glaubens behütete und sich daher als sanctum officium, als heilige Aufgabe, verstand, zum anderen, weil sie reiche Bestände hinterlassen hat, die überdies im Rahmen des DFG-Langfristvorhabens „Römische Inquisition und Indexkongregation 1542-1966“ an der Universität Münster systematisch erschlossen werden. So liegen für die Zeit ab 1700 eine Reihe ebenso gründlicher wie hilfreicher Grundlagenforschungen vor, u.a. Prosopographien zu allen Mitarbeitern sowohl der auf die Zensur spezialisierten Indexkongregation als auch der ihr übergeordneten weitaus prominenteren Kongregation der Inquisition. Erfasst wurden sowohl die Kardinäle der Kongregation, die vom Papst meist im Konsistorium oder in der Sitzung des Gremiums selbst ernannt wurden, aber auch die gelehrten Gutachter (Konsultoren) aus dem Milieu der religiösen Orden, die entweder qua Amt in ihrem Orden auch in diese römische Zentralbehörde einrückten oder sich selbst um eine Aufnahme in diesen illustren Kreis bewarben. Auch wenn sich diese Bände nicht für das Verfahren der Auswahl interessieren, ist der Wert der Listen für die Frage der Personalentscheidungen nicht hoch genug einzuschätzen: Die Bände verzeichnen Bewerbungsschreiben, flankierende Empfehlungsschreiben, Ablehnungen, die (für den bürokratischen Ablauf solcher Ernennungen zentralen) im Staatssekretariat ausgefertigten Mitteilungen einer erfolgten Ernennung an den Kandidaten sowie an die, die sich für ihn verwandt hatten und an die Kongregation selbst, das Ernennungsbreve, das wohl nur dann ausgestellt wurde, wenn die Ernennung in feierlicherer Form erfolgen sollte (und ebenfalls von schriftlichen Ausführungsanweisungen begleitet wird), der Amtseid, der Zugang zum Secretum, also zum durch Amtsgeheimnis geschützten Bereich verschaffte und in vorgedruckten Formularen dokumentiert wurde, die allein schon die These einer fortschreitenden Formalisierung augenfällig machen.

Kontakt