Europa als politisches Konkurrenzthema zwischen christdemokratischen und sozialdemokratischen Parteien in Italien und Deutschland von 1945 bis zum Beginn der 60er Jahre

Europa ist ohne Zweifel einer der bedeutenden Begriffe der politischen Entwicklung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewesen. Der Nationalstaat schien nach den Erfahrungen des Ersten und des Zweiten Weltkrieges diskreditiert zu sein und daher bot sich die Idee einer - in seiner konkreten Ausgestaltung offenen - europäischen Ordnung als Gegenentwurf an, wobei an Entwürfe der Zwischenkriegszeit und der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur angeknüpft wurde. Vor diesem Hintergrund ist das Thema der Dissertation zu sehen. Die sich wieder etablierenden Parteien sowohl in Deutschland als auch in Italien mussten aufgrund der nationalsozialistischen Erfahrung einerseits und der faschistischen Erfahrung andererseits ihre Politik legitimieren. Sowohl für den italienischen Staat als auch ab 1949 für den westdeutschen Staat ging es in der Nachkriegspolitik bei der innerstaatlichen Ordnung um die Etablierung der Demokratie und außenpolitisch um einen anzustrebenden Souveränitätsgewinn. Daher scheint ein Vergleich zwischen diesen beiden Staaten interessant, zumal beide Staaten Gründungsmitglieder der Europäischen Gemeinschaft waren und maßgeblich von christdemokratischen Parteien geprägt wurden. Zentrales Vorhaben der Dissertation soll es sein, den verwendeten Europabegriff und seine Instrumentalisierung durch die christ- und sozialdemokratischen Parteien Westdeutschlands und Italiens herauszuarbeiten. Hierbei geht der Autor von der These aus, dass die europäische Integration einerseits die Fortsetzung der nationalen Politik gewesen ist, andererseits als ideelle Vorstellung und dann, sobald europäische Institutionen einmal geschaffen waren, auch institutionell und machtpolitisch auf die innere Entwicklung der Parteien und die nationale Politik zurückgewirkt hat.

Erstbetreuer:

Prof. Dr. Marie-Luise Recker (Frankfurt/Main)

Zweitbetreuer:

Prof. Dr. Gustavo Corni (Trient)

Derzeitige Tätigkeit:

Zentraler Qualitätsmanager der IT-Systeme der Universität Siegen.