Dr. Christoph Michels

Zum „Philhellenismus“ der Könige von Bithynien, Pontos und Kappadokien. Die kulturelle Transformation dreier hellenistischer Königreiche und die Politik ihrer Herrscher

Das Dissertationsvorhaben beschäftigt sich mit kulturellen Austauschprozessen in drei kleinasiatischen Königreichen der Epoche des Hellenismus, die nicht von makedonischen sondern indigenen Herrschern regiert wurden. Neben einer Untersuchung der in der Forschung bei Beurteilungen des kulturellen Wandels zugrundeliegenden Konzepte von „Hellenisierung“ bzw. „Akkulturation“ stellt die Frage nach dem Verhältnis der Könige dieser Reiche zur griechischen Kultur einen zentralen Aspekt der Arbeit dar, ist in der Forschung doch immer wieder die Ansicht geäußert worden, sie hätten diese in ihren Reichen bewußt gefördert. Demgegenüber soll die politische Dimension dieses „Philhellenentums“ betont werden, um aufzuzeigen, daß diese Herrscher, die den makedonischen Monarchen in der Annahme des Königstitels folgten, nicht eine kulturelle Assimilation ihrer Untertanen in die griechische Welt, sondern vielmehr durch die Einordnung in das Repräsentationssystem „des“ hellenistischen Königtums eine Anerkennung ihres Machtanspruchs anstrebten. Als ein wesentlicher Bestandteil dieser Selbstdarstellung ist der Euergetismus gegenüber griechischen Städten und Heiligtümern auch außerhalb des jeweiligen Herrschaftsgebietes zu sehen, durch den auch die Könige von Bithynien, Pontos und Kappadokien an zentralen Orten der griechischen Welt präsent waren. Problematisch sind jedoch Rückschlüsse von einer auf die griechische Welt abzielenden „Kultur-„ oder „Prestigepolitik“ auf eine „Hellenisierungspolitik“ in ihren eigenen Reichen. Die indigenen Könige dokumentierten ihren Herrschaftsanspruch nicht zuletzt auch durch die Gründung von Städten. Gelten diese als ein wesentlicher Faktor der Hellenisierung dieser Gebiete, ist allerdings auch auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Reichen hinzuweisen; zumal die (Neu-) Gründungen kaum als Teil einer planvollen Urbanisierungs- bzw. Hellenisierungspolitik zu sehen sind. Denn auch wenn mit den Gründungen die Einführung griechischer Institutionen einher ging, so ist der Gründungsakt selbst weniger als Ausweis griechischer Kultur, sondern vielmehr als Attribut königlicher Herrschaft zu interpretieren. Herrschaftskonzeptionen wurden jedoch vor allem auch über das Medium der Münzen transportiert. Fraglich ist, inwiefern der Einzug typisch griechischer Motive in die Münzprägung der indigenen Herrscher Rückschlüsse auf kulturelle Veränderungen in der nichtgriechischen Bevölkerung insofern erlauben, als daß die der Bildsprache zugrunde liegenden Konzepte, den Betrachtern vertraut gewesen sein müssen, wenn die transportierten Inhalte verstanden werden sollten. Große Bedeutung kommt hier der Frage nach dem Zielpublikum der „Propaganda“ zu.

Das Rigorosum hat am 10. Januar 2008 an der Leopold-Franzen-Universität Innsbruck stattgefunden und wurde mit der Note "sehr gut" bewertet. Der Doktortitel wird gemeinsam von der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main verliehen.

Derzeitige Tätigkeit:

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte an der RWTH Aachen (http://www.histinst.rwth-aachen.de/de/index.php?id=297)

Kontakt

Dr. Christoph Michels
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