Der Kardinalnepot im Konsistorium: Personalentscheidungen und die verfahrenstechnische Bewältigung der Patronage

Die Antragstellerin wird von ihren Arbeiten zum Nepotismus ausgehen und mit der Rolle des Nepoten auf der Bühne des Konsistoriums eine bislang nicht untersuchte Facette des Phänomens in den Blick nehmen. Erste Stichproben versprechen überaus interessante Befunde (etwa eine für den Kardinalnepoten S. Borghese 1628 angefertigte Kopie des Protokolls aller Konsistorien aus dem Pontifikat seines Onkels Paul V. mit eigenhändigen Anmerkungen).
Des Weiteren ist für die Zeit bis zur Abschaffung des Nepotismus 1692 der Frage nachzugehen, welche Rolle der Kardinalnepot als Ansprechpartner für Bitten um einen Posten in einer Kongregation spielte. Mit Hilfe von Sammlungen solcher Gesuche (etwa in Archivio della Congregazione per la Dottrina della Fede (ACDF), S. Uffizio, Stanza storica, N 3, 1630-1660, v.a. an Kardinal Barberini in Sachen Sanctum Officium) ist zu überprüfen, ob der Nepot in kirchlichen Fragen tatsächlich eher am Rande stand und wie seine Mitsprache in das Verfahren integriert wurde. Wenn sich die Interessenten zusehends eher an den Präfekten der Kongregation oder an den Papst selbst wandten als an den Kardinalnepoten, wäre dies eine zentrale Beobachtung zur Bewältigung informeller Strukturen und zur Formalisierung der Entscheidungsmodi.

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Prof. Dr. Birgit Emich

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