Meike Pfefferkorn:

Rike – Herrschafts- und Reichsvorstellungen in der Sächsischen Weltchronik

In dieser Arbeit geht es um die Frage nach Herrschafts- und Reichvorstellungen in der ersten deutschsprachigen Prosaweltchronik, der Sächsischen Weltchronik. Der Text entstand zu Beginn des 13. Jahrhunderts und wurde in drei Rezensionen bis über das 16. Jahrhundert hinaus in über 60 heute noch erhaltenen Textzeugen rezipiert. In meiner Arbeit gehe ich davon aus, dass ein Text aus einer "Umbruchszeit" (W. STÜRNER) zumal in einer in der nicht-epischen Schriftlichkeit noch nicht erprobten Sprache sehr aufschlussreich sein dürfte, wenn es um Fragen nach Herrschaft geht. Als Ausgangspunkt hierfür wird der Terminus rike untersucht, da in dessen Umfeld sich 'herrschen' offenbar sprachlich realisiert.
In der mittelalterlichen Laienkultur mit ihrer Spannung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit ist die strukturelle Offenheit und historische Prozesshaftigkeit von Texten besonders gut zu beobachten. Die Variabilität des Textes macht es möglich, Vorstellungen zu greifen und zu überprüfen, ob die sprachliche Realisierung Bestand hat oder sich innerhalb der Überlieferungsdauer eines Textes ändert. Das Deutsche des 13. und der folgenden Jahrhunderte steht noch am Beginn der offiziellen Schriftlichkeit, eine ausgefeilte Stilistik wie im Lateinischen können wir nicht benennen. Daraus ergeben sich - auch kontrastiv-vergleichend - die Fragen meiner Arbeit: Wenn von Herrschaft gesprochen wird, wie wird diese sprachlich realisiert? Mit welchen Vokabeln wird Herrschaft angezeigt? Welches Personeninventar ist an der Herrschaft beteiligt? Mit rike als Schlüsselterminus sollen diese Fragen beantwortet werden. Ziel der Arbeit ist die Überprüfung der Hypothese, dass rike als Gradmesser für den Erfolg eines Herrschers dient.