​Exkursion "Bauliche Überreste des Faschismus und Kolonialismus in Rom" (5.-9. Februar 2024) mit Prof. Dr. Christoph Cornelißen

[Foto: Bindalfrodo/Flickr]

Im Süden Roms thront der berühmte Palazzo della Civiltà Italiana, besser bekannt als Colosseo quadrato. Der massive Quaderbau ist einer der schweigenden Zeugen aus Stein, die der italienische Faschismus hinterlassen hat und auf deren Spuren wir uns im Rahmen der fünftägigen Exkursion begeben werden. An den Seiten des Colosseo quadrato sind folgende Worte lesen: „Ein Volk der Dichter, der Künstler, der Helden, der Heiligen, der Denker, der Wissenschaftler, der Seeleute, der Wandernden“. Sie entstammen einer Rede Mussolinis, in der er am 2. Oktober 1935 den Krieg gegen Äthiopien (damals Abessinien) ankündigte. Dieser koloniale Eroberungsfeldzug sollte Mussolinis Vision eines Nuovo Imperio Romano Realität werden lassen. Das Colosseo quadrato ist eine Ikone faschistischer Architektur. Zugleich verstecken sich darin, wie auch in anderen Bauwerken, Spuren des Kolonialismus. In welchem Verhältnis stehen italienischer Faschismus und Kolonialismus? Und wie wird seit 1945 mit den damit verbundenen baulichen Überresten umgegangen? Diese Fragen stehen im Zentrum der Exkursion.

Interessierte können sich bis zum 15. Dezember 2023 bei Josefine Geib, unter s9812632@stud.uni-frankfurt.de verbindlich anmelden. 

Die Exkursion findet vom 5. bis zum 9. Februar 2024 statt. Der Eigenbeitrag wird sich voraussichtlich auf 200-250 Euro belaufen (Flug u. Übernachtung inkl.).

​Exkursionsbericht

Wer Rom sieht, denkt an die Antike. Doch die Stadt, wie wir sie heute zu sehen bekommen, ist maßgeblich ein Produkt faschistischer Baupolitik. Hierzu gehören die Sichtbarkeit der unter Mussolini ausgegrabenen antiken Ruinen, ganze Stadtviertel und repräsentative Bauten, die wir auf unserer Exkursion erkundet haben. Zugleich haben wir uns auch den kleineren Spuren faschistischer Machtsymbolik gewidmet – etwa den gigantischen Wandgemälden im CONI-Hauptgebäude, einem Hörsaal der Sapienza und den Innenhöfen der Casa dei Mutilati. Die meisten dieser faschistischen Überreste sind in Rom weder kommentiert noch historisch eingeordnet. Aus deutscher Perspektive mag dies als mangelndes Geschichtsbewusstsein erscheinen. Allerdings sind in Deutschland vergleichsweise wenig Überreste nationalsozialistischer Architektur vorhanden – wesentlich aufgrund der Bombardierungen während des Zweiten Weltkrieges sowie der von den Alliierten betriebenen Entfernung entsprechender Symbolik. 

In Italien ist die Lage anders. „Die Geschichte löscht man nicht“, heißt es hier oft. Fragen nach dem Umgang mit den baulichen Spuren im heutigen Italien werden dadurch aber nicht hinfällig. Aus der Exkursion ging daher eine wesentliche Frage hervor, die uns weiter beschäftigen wird: Wie ließe sich in steinförmig erhaltene Geschichte intervenieren, ohne sie „auszulöschen“ noch aber ihr Fortwirken zu ignorieren?

Io Josefine Geib, Nikolaus Freimuth