DFG-Netzwerkantrag bewilligt

Aus einer Chronologie-Werkstatt, die im November 2015 jüngere Zeitforscherinnen und Zeitforscher verschiedener altertumswissenschaftlicher Fächer in Frankfurt zusammengeführt hatte, war unter der Federführung von Dr. Roland Färber (Abteilung für Alte Geschichte) und Jun.-Prof. Sofie Remijsen (Universität Mannheim) ein Antrag an die DFG auf ein Wissenschaftliches Netzwerk hervorgegangen, der vor wenigen Wochen bewilligt wurde. Unter dem Titel „CHRONOS. Soziale Zeit in den Kulturen des Altertums“ vereint es fünfzehn Nachwuchsforscherinnen und -forscher aus der Altorientalistik, der Ägyptologie, der Judaistik, Alten Geschichte, Klassischen Philologie und Klassischen Archäologie – darunter auch Dr. Daliah Bawanypeck aus der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte des Historischen Seminars.

Die Beteiligten wollen das der Soziologie entstammende Konzept der „sozialen Zeit“ für das Altertum fruchtbar machen: Wird Zeit nicht als physikalische Gegebenheit, sondern als ein soziales Konstrukt verstanden, können chronologische Systeme wie Jahreszählung oder Kalender für die historischen Wissenschaften weit mehr sein als bloße Hilfsmittel zur Etablierung historischer Ereignisketten oder zur Datierung von Texten und Artefakten. Indem sie die Zyklen und Rhythmen des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens zugleich reflektieren und wesentlich bestimmen, gewähren sie Einblicke in das Selbstverständnis und die Funktionsweise von Gesellschaften. Ganz besonders gilt das für das Altertum, dessen hohe Diversität nebeneinander bestehender Zeitordnungen sowohl innergesellschaftliche Dynamiken als auch kulturelle Interdependenzen offenlegt.

Das Netzwerk verfolgt zwei primäre Ziele: Zum einen wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Diskussion und Anwendung des Konzepts der „sozialen Zeit“ neue Impulse für ihre Eigenprojekte gewinnen. Zum anderen soll ein Quellenband zu chronologischen Systemen, Diskursen und Praktiken vom Alten Orient bis in die Spätantike erstellt werden. Unter Verwendung eines soziologisch-kulturwissenschaftlichen Fragerasters wird dieser Quellenband eine Auswahl einschlägiger Texte und archäologischer Zeugnisse erschließen und Perspektiven einer weiterführenden Auswertung aufzeigen. Damit hofft das Netzwerk stärkere Aufmerksamkeit von Forschung und Lehre auf dieses bislang wenig beachtete Thema zu lenken. Die DFG finanziert zu diesem Zweck sechs Arbeitstreffen, deren erstes für März 2017 in Frankfurt geplant ist.

Weitere Informationen: Dr. Roland Färber, Abteilung für Alte Geschichte am Historischen Seminar (faerber@em.uni-frankfurt.de)

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