Veronika Schenck

Wissenschaftlicher Werdegang

  • Seit April 2022: Promotionsstipendiatin der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk
  • April 2016 – März 2022: Studentische (später Wissenschaftliche) Hilfskraft am Lehrstuhl für Neueste Geschichte (Schwerpunkt: Geschichte Europas im 20. Jahrhundert)
  • Mai 2021: Erweiterungsprüfung zum Ersten Staatsexamen (Drittfach)
  • Oktober 2020: Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien;
  • Titel der wissenschaftlichen Hausarbeit (Examensarbeit): „Musik für den Frieden? Zum Wirkungspotential politischer Musik am Beispiel des oratorischen Werks El Pessebre von Pablo Casals“ – Diese Arbeit wurde im Oktober 2021 mit dem historiae-faveo-Preis 2021 ausgezeichnet
  • Oktober 2013 – Mai 2021: Studium der Fächer Geschichte, Musik und Spanisch für das Lehramt an Gymnasien in Aachen und Frankfurt am Main
  • September 2016 – Juni 2017: Violoncello Bachelorstudium im Rahmen von Erasmus+ in A Coruña, Spanien

Dissertationsprojekt


Die »Nationaloper« als Medium katalanischer Autonomiebestrebungen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert

Die Geschichte der »Nationaloper« in Katalonien muss transnational erforscht werden: Viele Komponisten suchten nach Inspiration in regionaler Folklore und bemühten sich gleichzeitig darum, ihre Musik auf dem nationalen und internationalen Opernmarkt zu vermarkten. In Zeitschriften und Zeitungen wurden die jüngsten Uraufführungen besprochen und die Musik und ihre Interpretation nach vermeintlich international gültigen Maßstäben beurteilt. Berühmte Opernsänger:innen reisten durch ganz Europa. Sie wurden mit Stolz in Barcelona empfangen, einer Metropole, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts an Wohlstand und Bedeutung auf der kulturellen Landkarte Europas gewann.

Aufgrund dieses internationalen Ansehens Barcelonas und der umliegenden Region entwickelte sich der »Katalanismus« seit der Krise von 1898 mit einer besonderen Dynamik und benötigte (erfundene) Traditionen, um seine politische Agenda zu legitimieren. Komponisten wie Felip Pedrell, Joan Manén oder Josep Sabater ergriffen die Gelegenheit, mehr Opern zu Libretti in katalanischer Sprache zu komponieren. So unterstützten sie die »Katalanisierung« des »Gran Teatre del Liceu« in Barcelona, des wichtigsten Opernhauses in Katalonien zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Solche Opern waren Anlass hitziger Diskussionen und wurden aus verschiedenen politischen und ästhetischen Blickwinkeln scharf kritisiert. Kontextabhängig wurden ihnen die Kategorien »separatistisch«, »katalanistisch« oder »nationalistisch« zugeschrieben. Diese Zuschreibungen verschafften der Musik nicht nur Reichweite, sondern marginalisierten sie potenziell auch als Nischenthema oder stigmatisierten sie sogar als Bedrohung. Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es deshalb, ausgewählte katalanische Opernproduktionen im Hinblick auf solche Fremdzuschreibungen und Selbstbeschreibungen zu untersuchen. Denn damit gingen Kontroversen um Gehalt und Funktion der »Nationaloper« einher, die das komplexe Spannungsverhältnis zwischen katalanischem und spanischem Nationalismus seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert veranschaulichen.

Der methodische Ansatz dieses Projekts profitiert von innovativen Ideen, die in der »Sound History« entwickelt werden. Außerdem bezieht sich die Studie auf Methoden, die im Zuge des »Acoustic Turns« in der historischen Forschung diskutiert wurden. Um den Einfluss dieser Opern auf die zeitgenössischen Autonomiebestrebungen zu untersuchen, werden Netzwerke analysiert, die das Projekt einer neuen katalanischen »Nationaloper« vorantrieben. Durch die Aufbereitung verschiedenster Quellen soll eine Anbindung der Thematik an den seit einigen Jahren international geführten Diskurs zu »Musik und Politik« erreicht werden. Darüber hinaus kann der interdisziplinäre Zugang zu »Nationalopern« als Quelle neue Perspektiven auf die Geschichte der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung eröffnen.


The »National Opera« as a Medium of Catalan Independence Movements since the End of the 19th Century

It is necessary to approach the history of the »national opera« in Catalonia from a transnational perspective: Many composers were looking for inspiration in regional folklore while trying to promote their music on the national and the international market. Magazines and newspapers discussed recent premieres and judged the music and its interpretation by standards which they believed to be of international value. Famous opera singers travelled throughout Europe. They were proudly welcomed in Barcelona, a metropolis of increasing prosperity and significance on the European cultural map since the end of the nineteenth century.

Due to the international reputation of Barcelona and the surrounding region, the »catalanism« developed dynamically since the crisis of 1898 and required (invented) traditions to legitimize its political agenda. Composers like Felip Pedrell, Joan Manén or Josep Sabater seized the opportunity to compose more operas in Catalan. Thus, they supported the »catalanization« of the »Gran Teatre del Liceu«, the most important opera house in Catalonia at the beginning of the twentieth century.

Such operas were frequently discussed and strongly criticized from different political and aesthetical perspectives. It was the characterisation of these operas as »nationalist«, »catalanist« or »separatist« that gave range to the music, marginalized it as a product of low interest, or even stigmatized it as a threat to national unity. My project builds on this observation. The focus will lie on selected Catalan opera productions to examine such foreign attributions and self-descriptions. For these opposing perceptions illustrate the complex tension between Catalan and Spanish nationalism since the end of the nineteenth century.

The methodological approach proposed in this project benefits from innovative ideas which have been developed in the »Sound History«. In addition, the study draws on methods discussed in the course of the »Acoustic Turn« in historical research. In order to examine the impact these operas had on the contemporary independence movements, it will analyse the networks that supported the project of creating a new Catalan »national opera«. By processing a wide variety of sources, the aim is to link the topic to the current international discourse on »music and politics«. Furthermore, interdisciplinary access to »national operas« as a source can open up new perspectives on the history of the Catalan independence movement.

Veronika Schenck

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Norbert-Wollheim-Platz 1
Raum IG 3.453
60629 Frankfurt am Main

schenck[at]em.uni-frankfurt.de


Sekretariat

Margareta Konze-Wolf M.A.
Raum IG 3.416
Tel:  069 - 798 32589
Fax: 069 - 798 32590
mkonze[at]em.uni-frankfurt.de


Öffnungszeiten

Mo, Di, Mi, 09:00 - 16:00 Uhr