Personalentscheidungen bei gesellschaftlichen Schlüsselpositionen

Personalentscheidungen beim Aufbau der öffentlichen Verwaltung in den neuen Ländern der bundesrepublik Deutschland
Maya I.S. Gradenwitz, M.A.

Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten ging in den neuen Ländern mit einem massiven Austausch von Angehörigen des Führungspersonals in sämtlichen Arbeitsgebieten der öffentlichen Verwaltung einher. In einem relativ kurzen Zeitraum wurden jene, die in der DDR die Funktionsstellen inne gehabt hatten, ausgetauscht oder in die neuen Verhältnisse „übergeleitet“.

Im Rahmen des Dissertationsprojektes wird der Aufbau der öffentlichen Verwaltung des Freistaats Thüringen näher in den Blick genommen. Dabei soll zum einen geklärt werden, welche Auswahlkriterien, Karrierewege und außernormativen Momente die Welle der Personalentscheidungen Anfang der 1990er Jahre angeleitet haben, zum anderen soll der Frage nachgegangen werden, wie sich diese Veränderungsprozesse auf das Selbstverständnis der Betroffenen auswirkten. Insgesamt geht es darum, das Verhältnis von Bürokratietraditionen und administrativen Erfahrungssätzen auf der einen Seite sowie politischen und gesellschaftlichen Forderungen nach einem grundsätzlichen Umbau der höheren Verwaltung auf der anderen zu untersuchen.  

Neben offiziellen und internen Berichten bilden die Quellengrundlage der Arbeit insbesondere die Erinnerungen derjenigen, die selbst in der thüringischen Verwaltung tätig oder an ihrem Aufbau beteiligt waren. Letztere lassen sich über die Erinnerungsliteratur und eigene Interviews erschließen. Zusätzlich soll durch die Auswertung ausgewählter Zeitungen und Fachzeitschriften den Debatten nachgespürt werden, die um den Verwaltungsaufbau in den neuen Bundesländern, aber auch um eine Reform der Verwaltung insgesamt ausgetragen wurden. Dies geschieht nicht zuletzt auch, um herauszufinden, inwieweit öffentliche und veröffentlichte Kritik letztlich zu einer Veränderung der bundesrepublikanischen Verwaltung nach der Wiedervereinigung beitrug.