Kooperationsprojekt mit der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München

Förderer: Fritz Thyssen Stiftung, Stifterverband für die deutsche Wissenschaft

Förderzeitraum: 01.07.2010 bis 31.12.2014

Bearbeiterin: Dr. Friederike Sattler

Projektbeschreibung

Alfred Herrhausen (1930 – 1989), als Vorstandssprecher der Deutschen Bank einer der profiliertesten Vertreter der deutschen Großbanken im 20. Jahrhundert, wuchs im Milieu des katholisch geprägten Mittelstands seiner Heimatstadt Essen auf, besuchte eine NS-Eliteschule und studierte nach Kriegsende Wirtschaftswissenschaften an der Universität zu Köln. Seine berufliche Karriere vollzog sich danach ebenso rasant wie das bundesdeutsche „Wirtschaftswunder“. Zunächst in der von kommunalen Interessen mitbestimmten Energiewirtschaft des Ruhrgebiets tätig, wechselte er 1970 in den Vorstand der Deutschen Bank, zuerst nach Düsseldorf, später nach Frankfurt am Main, wo er 1985 zum Vorstandssprecher aufstieg. Sein Name verbindet sich mit der grundlegenden Neuausrichtung dieses Instituts auf die

Herausforderungen des Europäischen Binnenmarktes und eine sich globalisierende Welt. Gleichzeitig engagierte sich Herrhausen immer wieder für eine Rückbesinnung auf die Grundideen der Sozialen Marktwirtschaft und bekannte sich tatkräftig zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmern. Im November 1989, auf dem Gipfel seiner Karriere, wurde er durch ein bis heute nicht ganz aufgeklärtes Bombenattentat ermordet.

Die umfassende biografische Studie, die sich auf den privaten wie den geschäftlichen Nachlass Herrhausens stützten kann, richtet ihr besonderes Augenmerk auf die in seinen vielfältigen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Tätigkeitsfeldern zum Ausdruck kommenden inneren Spannungen und wachsenden transnationalen Verflechtungen. Sie geht dabei der Frage nach, ob sich Herrhausen, der in seinem Denken der Sozialen Marktwirtschaft verpflichtet blieb, in seinem Handeln immer mehr von einem sozialpartnerschaftlich gebundenen, auf komplexe industrielle Wertschöpfung setzenden Modell des Rheinischen Kapitalismus entfernte und damit selbst zu dessen Transformation beitrug – zu jener neuartigen Variante, die bisher freilich nur vage als globaler „Finanzmarktkapitalismus“ beschrieben wurde.

 

Nähere Informationen zu dem im November 2019 erschienenen Buch finden Sie auf der Website des Siedler-Verlags.