Nachruf auf Dr. Linda Richter (2.2.1988-17.9.2022)
Nach einem Bachelorstudium der Nordamerikanistik und Geschichte an der Freien Universität Berlin und der Indiana University, Bloomington, schloss Linda Richter das Studium in ihrer Geburtsstadt Berlin mit einem Master in Geschichte ab. Bevor sie 2015 eine Promotionsstelle in der Arbeitsgruppe für Wissenschaftsgeschichte im Historischen Seminar der Goethe-Universität antrat, arbeitete sie für zwei Jahre als Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle des Ombudsmans für die Wissenschaft der DFG. Ihre Dissertation schrieb sie im Rahmen des SFB 1095 „Schwächediskurse und Ressourcenregime“ über das Wetter – bis heute ein Gebiet, das als exemplarisch gelten kann für die langwierigen und häufig vergeblichen Versuche der wissenschaftlichen Erschließung schwacher Wissensbestände, ihrer methodischen und institutionellen Kontrolle.
Die Dissertation erschien noch im Jahr ihrer Promotion unter dem Titel "Semiotik, Physik, Organik. Formen des Wissens vom Wetter, 1750-1850". Sie wurde mehrfach ausgezeichnet: Mit dem Georg Uschmann Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (als bisher jüngste Preisträgerin), mit dem Förderpreis der Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik sowie dem Kopper-Preis des Historischen Seminars. Ihre Forschungen zu den historischen Anfängen des systematischen Denkens und Forschens über das Wetter, die sie auf einer Stelle als Wissenschaftliche Assistentin im Historischen Seminar fortsetzte, hätten uns in der heutigen Situation sicherlich wertvolle Aufklärung geben können über die komplexe Dynamik eines immer noch schwer zu fassenden Wissensfelds. Linda wird diese Arbeit leider nicht fortsetzen können. Sie hat gefasst und mutig gegen eine tückische Krankheit angekämpft, immer in der Hoffnung, die Zukunft bald wieder in die eigenen Hände nehmen zu können. Am 17. September 2022 ist sie im Kreise ihrer Lieben gestorben. Wir werden die Erinnerung an ihre intelligente, freundliche, offene und fröhliche Art dankbar bewahren.
PD Dr. Falk Müller, 28.09.2022
