Bischofswahlen in Krisenzeiten - Italien und der östliche Mittelmeerraum in der Spätantike

Projektbeschreibung

Das Projekt besteht aus zwei sich gegenseitig ergänzenden Teilprojekten, die jeweils Bischofswahlen in besonderen krisenhaften Situationen untersuchen. Bei beiden Teilprojekten kann von einer vergleichbaren Grundkonstellation ausgegangen werden, insofern besondere Situationen untersucht werden, die von einer akuten Legitimitätskrise geprägt waren. Aufgrund dieses krisenhaften Charakters eignet sich die hier ausgewählte Zeit in den betreffenden Gebieten besonders gut als Laboratorium zur Überprüfung der Ausgangsthesen der Forschergruppe (Verhältnis von Legitimitätserwartungen, Verfahren und Entscheidungspraxis). Denn dieser Umstand gestattet es, Veränderungen in der Semantik wie in der Praxis wahrzunehmen, die zugleich auf die sozialgesellschaftlichen Strukturen und Entwicklungen der behandelten Regionen hinweisen. Zu nennen wären hier die Veränderung von Auswahlverfahren (in der Lombardei von der päpstlichen Provision zum fürstlichen Präsentationsrecht, im östlichen Mittelmeer u.a. von der Bestätigung durch den Metropoliten zur Bestätigung durch lokale Machthaber) und Idoneitätskriterien (in der Lombardei wachsende Betonung der Professionalität, der Ausbildung; Karriereplanung; im Osten die Beziehung zur lokalen herrschenden Oberschicht als neuer Faktor) und damit zusammenhängend auch die Veränderung von Legitimitätserwartungen. Für den Westen wäre zudem auch der Wandel z. B. von Begriffen wie Wahl, provisio, Ernennung, Hierarchie, Konsens, repraesentatio, etc. zu nennen.

Aufgrund des zeitlichen Zuschnitts des Teilprojekts kann beobachtet werden, wie einerseits synchron, andererseits aber in zwei verschiedenen Räumen in einem jeweils unterschiedlichen kulturellen Umfeld ein durch besondere Belastungen – im Fall des byzantinischen Projekts ergibt sie sich durch Eroberung, in der Lombardei durch das große Papstschisma – geprägter historischer Kontext Personalentscheidungen konditionierte oder beeinflusste. Durch die kontrastierende Gegenüberstellung zweier verschiedener politisch-geographischer Räume können Strukturen, Kausalitäten und Zusammenhänge, die die jeweilige Situation prägten, besser herausgestellt und beurteilt werden.

Kontakt

Projektleitung:

Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch

Johannes Gutenberg - Universität Mainz
Tel.: +49 (0)6131 3927190
Fax: +49 (0)6131 3926043
pahlitzsch@uni-mainz.de


Prof. Dr. Daniela Rando

Università degli Studi di Pavia
Tel.: +39 (0)382 984461
daniela.rando@univ.it


Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:

Dr. Federica Cengarle

Università degli Studi di Pavia
Tel.: +39 (0)338 4596758
federica.cengarle@tiscali.it

Anna Kladova

Johannes Gutenberg - Universität Mainz
Tel.: +49 (0)1520 4960486
kladova.anna@gmail.com