Ägir im Weltkrieg - Nordische Mythologie in einem Propagandafilm der deutschen Reichsbank 1918

Filmvorführung und Diskussion
Einführung in den Film: Prof. Dr. Julia Zernack (Skandinavistik/Frankfurt am Main)

Donnerstag, 4.12.2014, 18 Uhr
Ort: Raum 7.312 (Filmvorführungsraum), 7. Stock, I.G.-Farben-Haus, Campus Westend

Eine Veranstaltung im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe Universität (19. 10. 2014 – 8. 2. 2015, Museum Giersch) in Kooperation mit dem Institut für Skandinavistik und dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft

Ägir. Ein Film-Festspiel (Verfasser und Spielleiter: Julius Pinschewer, Hauptdarsteller: Wilhelm Diegelmann) ist Teil der Werbekampagne für die neunte Kriegsanleihe 1918. Auf unterhaltsame Weise möchte der Propagandafilm seinem Publikum unmittelbar vor dem Ende des Ersten Weltkriegs die Einsicht nahebringen, dass die Zeichnung von Kriegsanleihen ein Weg zum Frieden und eine patriotische Notwendigkeit sei. Dazu dient ihm die humoristisch gezeichnete mythologische Figur der "Meereshoheit" Ägir. Auf eine den heutigen Betrachter irritierende Weise wird sie zusammengebracht mit der maritimen Kriegstechnik des Deutschen Reiches. Damit spielt der Film auf Themen an, die in wilhelminischer Zeit allgegenwärtig waren: nicht nur die Schwärmerei für alles Germanische, das "Nordland" und die Wikinger, sondern vor allem die große Flottenbegeisterung der neunziger Jahre und die Flottenkonkurrenz mit Großbritannien. In der Folge erscheint Ägir als Verkörperung der deutschen "Seegeltung" und als nationale Identifikationsfigur; als solche verleiht er dem Film, der vor dem Hintergrund des sogenannten uneingeschränkten U-Boot-Krieges zwischen dem Deutschen Reich und England spielt, antibritische Tendenz.

Ägir. Ein Film-Festspiel ist eines der aufwendigsten Beispiele für die Instrumentalisierung nordischer Mythen durch die politische Propaganda Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus ist der Film und seine wissenschaftliche Betrachtung im Rahmen der Edda-Forschung am Institut für Skandinavistik ein Beispiel für die Präsenz des Ersten Weltkrieges in den Sammlungen der Goethe-Universität. Unterschiedliche Objektbestände beleuchten Bildwelten, Propaganda und Rezeption des Ersten Weltkrieges.

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung "Ich sehe wunderbare Dinge. 100 Jahre Sammlungen der Goethe-Universität" soll die Veranstaltung auch beispielhaft Kooperationen zwischen unterschiedlichen Instituten und Sammlungen dokumentieren.

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