„Gottes Freund – Aller Welt Feind“

Exkursion von Frankfurter Studierenden nach Lübeck und Hamburg (5.-7. Oktober 2012)

„Gottes Freund – Aller Welt Feind“: So steht es auf dem Sockel des Störtebeker-Denkmals in Hamburg. Störtebeker – bereits der Name sorgt bei vielen für ein romantisch verklärtes Piraten-Bild. Ist er doch der bekannteste der sogenannten Vitalienbrüder. Seit dem Wintersemester 2011/2012 befassen sich Studierende am Historischen Seminar der Goethe-Universität mit diesen legendären Feinden der Hanse. Unter der Leitung von PD Dr. Gregor Rohmann sollen die in archivalischen Quellen nachweisbaren „Vitalienbrüder“ – einfach gesagt: Fehdehelfer auf See – recherchiert und zu einer personengschichtlichen Datenbank bzw. einem Wiki zusammengestellt werden (http://de.prosopographie.wikia.com/wiki/Prosopographie_Wiki). Denn Störtebeker war bei weitem nicht der einzige „Pirat“ im Hanseraum um 1400! Im Rahmen dieser semesterübergreifenden Reihe von Übungen wurde im Oktober 2012 eine Exkursion nach Lübeck und Hamburg unternommen, um den Ort des Geschehens genauer kennenzulernen.

Da das entstandene Wiki ab Mitte 2014 im neuen Europäischen Hansemuseum Lübeck (http://hansemuseum.eu/)präsentiert werden soll, führte unser Weg als erstes zu der Stätte, an der dieses entstehen soll, dem Lübecker Burgkloster. Dort trafen wir uns mit Prof. Hammel-Kiesow, der nicht nur eines der grundlegenden Einführungswerke über die Hanse geschrieben hat, sondern auch der wissenschaftliche Leiter des Museums ist. Mit dabei war die Kunsthistorikerin Frau Eismann vom Architekturbüro Andreas Heller, Hamburg, die die Planung betreut. Zunächst besichtigten wir die aktuell laufende archäologische Ausgrabung auf dem Baugelände des Museums. Danach wurden wir durch die anliegenden Gemäuer geführt, die einst zur Burg gehörten. Diese wurde im 13. Jahrhundert zum Kloster, bevor sie in der Neuzeit sowohl als Gefängnis als auch als Anstalt für Geisteskranke genutzt wurde. Abschließend wurde uns die Konzeption des neuen Museums vorgestellt. Nach einem gemeinschaftlichen Abendessen zeigte uns Herr Hammel-Kiesow noch einige Besonderheiten Lübecks.

Den zweiten Tag verbrachten wir in Lübeck und besuchten viele der dort vorhandenen Sehenswürdigkeiten. So waren wir im reich geschmückten Rathaus, dem Heilig-Geist-Spital und im Lübecker Dom. Am dritten und letzten Tag führte unser Weg nach Hamburg. Dort angekommen machten wir uns auf die – überraschend schwierigere! – Suche nach dem eingangs zitierten Störtebeker-Denkmal. Verbunden war dies mit einer kleinen Stadtführung durch Herrn Rohmann. Etwas versteckt zwischen den mehr oder weniger imposanten Neubauten der „Hafen-City“ wurde das Monument endlich gefunden – im Zuge der Bauarbeiten hat man den angeblichen Hinrichtungsort des berühmten Piraten kurzerhand verlegt... So konnten wir schließlich unseren Weg ins Museum für Hamburgische Geschichte (http://www.hamburgmuseum.de/) fortsetzen. Dort sahen wir das zweifelhafte Highlight der Reise: einen Schädel, der angeblich Klaus Störtebeker gehört haben soll, samt einer Kopfnachbildung, deren Entstehung im Jahr 2004 eindrucksvoll von Spiegel TV in Szene gesetzt wurde. Den Rest des zu kurzen Tages verbrachten wir im Museum, bis wir die Heimreise antraten.

Insgesamt konnten wir feststellen, dass der Mythos der Vitalienbrüder auch heute noch lebendig ist. So führte uns der Weg vom Hafen zum Museum auch am Denkmal des Simon von Utrecht, des angeblichen Gegenspielers Störtebekers, vorbei. Bleibt zu hoffen, dass von dem neu entstehenden Museum in Lübeck und vielleicht auch von unserem Wiki Anstöße zu einem etwas reflektierteren Nachdenken über dieses Thema ausgehen werden.

Text und Bild: Katja Kluth

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