Ziel des vorliegenden Projekts ist es, den Zusammenhang zwischen Kunst und Publikum als Phänomen der politischen Kommunikation in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu vertiefen. In diesem Zusammenhang wird Kunst als spezifisches Element des traditionellen deutschen Phänomens der ‚Bildung' betrachtet, die sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts mit der kulturgeschichtlichen Thematik der Nation verknüpft.
Über diese historischen Voraussetzungen - Bildung, Nation, Monarchie - hinaus, ist meine Hypothese, dass die öffentliche Organisation der Kunst eine besondere politische Rolle in der deutschen Verfassungsentwicklung spielt. "Nationale" Kunst war nämlich nicht nur ein Instrument des Monarchen, um seine eigenen politischen Ziele der Legitimation zu verwirklichen, sondern sie hatte auch per se eine konstitutionelle politische Funktion, weil sie eine wichtige Rolle für den Prozess der Nationsbildung und seine Trägerschichten gespielt hat. In diesem Zusammenhang werde ich den Begriff von Kulturmonarchie verwenden, um die "kulturellen" Züge der Zeit - neben den schon behandelten "sozialen" Aspekten der Monarchie - zu kennzeichnen: Innerhalb der Kultur war es die Kunst, die durch ihre "nationale" Organisation als vereinigendes Element einer sich verändenden, dynamischen und mehr und mehr engagierten "bürgerlichen" Gesellschaft gelten konnte.
Ich werde zwei Prozesse erforschen, die beide auch, in ihrer Verknüpfung, als typische Erscheinungsformen des "reifen" 19. Jahrhunderts in Deutschland gelten können:
Der Untersuchungszeitraum, den das Projekt in den Blick nimmt, ist die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, von der Errichtung der Neuen Pinakothek und der Nationalgalerie, bis zur Blüte der Münchener und Berliner Sezessionen am Ende des Jahrhunderts.
Derzeitige Tätigkeit:
Postdoktorandin am DHI Rom.