Enrico Zanette

Autobiographien und Selbstzeugnisse der ersten europäischen Sozialisten. Eine vergleichende Untersuchung

Angesichts der äußerst heterogenen, sehr oft individuellen Zugangswege zum frühen europäischen Sozialismus liefern uns Autobiografien und die anderen Formen von Selbstzeugnissen wichtige Dokumente. Sie bieten vor allen Dingen auch aus komparatistischer Perspektive Material, um jenseits ideologischer Gräben und geografischer Grenzen die gemeinsamen Elemente und wiederkehrenden Themen zu bestimmen, den Stil, die gemeinsamen Formen der Selbst-Repräsentation, die Gesamtheit der (absichtlichen und nicht absichtlichen) Verwendungen, denen die eigene Biografie unterworfen wird.

Ausgehend von autobiografischen Texten soll untersucht werden, welche spezifische Rolle das politische Engagement im Prozess der Identitätskonstruktion einnimmt: Welches Selbstbild scheint in diesen Texten auf?
Entlang welcher Vorgaben werden diese Selbstdarstellungen konstruiert? Worauf zielen diese ab? In welchen narrativen Strukturen findet die Identität des Aktivisten ihren Ausdruck? Hierzu werden die Texte aus zwei unterschiedlichen Perspektiven analysiert: Auf der einen Seite eine sprachlich-stilistische Analyse (verwendetes Vokabular, syntaktische Strukturen, rhetorische Figuren), auf der anderen eine Bestimmung der Themen und Inhalte. So lassen sich die Mythen, Denkweisen, Wertvorstellungen, "les événements des dateurs" erfassen, die epistemologischen Grundlagen, auf denen eine sozialistische Identität begründet wird. Diese Analyse jener Repräsentationen des Ich, die auch eine bestimmte Vorstellung vom Menschen reproduzieren, wird anschließend kritisch in Bezug gesetzt zur Denkfigur der Krise des Subjekts, verstanden als kohärentes, stabiles und einzigartiges Subjekt, die typisches Merkmal vieler literarischer Texte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist.

Erstbetreuer:

Prof. Dr. Patrizia Dogliani (Bologna)

Zweitbetreuer:

Prof. Dr. Günther Pallaver (Innsbruck)

Kontakt

Enrico Zanette
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