Michaela Fahlenbock

Landesfürstliche Gesetzgebung und Formen politischer Kommunikation in Tirol am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit (1450-1532)

Seit dem 15. Jh. lässt sich in Tirol eine zunehmende Institutionalisierung und Intensivierung landesfürstlicher Herrschaft beobachten. Einhergehend mit der Anwendung neuer Verwaltungsprinzipien und dem Erlass entsprechender „gesatze und gepot“, versuchte die Obrigkeit in die verschiedensten Rechtsbereiche des politisch-sozialen und wirtschaftlichen Lebens regulierend einzugreifen. Dieser Prozess ist jedoch nicht allein von Seiten der Landesfürsten vorangetrieben worden, sondern v.a. auch von Seiten der Landstände, zu denen in Tirol Herren und Ritter, Prälaten, Städte und Märkte aber auch die Gerichte zählten. Eine nicht geringe Anzahl von Mandaten ging direkt auf landständische Gravamina zurück, die auf den Landtagen vorgebracht wurden. Hatten die Landesfürsten mit den Ständen hier vorrangig über außerordentliche Steuern- und Kriegsleistungen verhandelt, wurde das Ausmaß außerordentlicher Bewilligungen nun zunehmend von der Berücksichtigung ständischer Forderungen abhängig gemacht. Auf diesem Wege konnten die Stände Einfluss auf die landesfürstliche Gesetzgebung nehmen. Um jedoch politisch erfolgreich zu sein und die eigenen Interessen gewahrt zu sehen, galt es, sich einer geschickten Rhetorik und Argumentation im Mit-, Neben- und Gegeneinander von Fürst und Ständen zu bedienen, über die Weichenstellungen und Entscheidungsprozesse herbeigeführt werden konnten.

Das Dissertationsvorhaben strebt nun eine Analyse dieser gebrauchten Formen politischer Kommunikation, besonders der politischen Sprache, an. Da sich im Zuge politischer Spannungen intensive Debatten besonders gut beobachten lassen, werden drei Ereignisse mit erheblichem Konfliktpotential im Mittelpunkt der Untersuchung stehen – nämlich, die Abdankung Erzherzog Sigmunds von Tirol (1487–1490), der Venezianische Krieg unter Kaiser Maximilian I. (1508–1518) und schließlich die Tiroler Bauernunruhen am Beginn der Neuzeit (1519–1526). Landtagsprotokolle, - abschiede, Gravamina, Mandate, Landesordnungen aber auch Korrespondenzen beteiligter Kommunikationsträger etc. dienen dabei als Grundlage der angestrebten Analyse. Durch die eingehende Untersuchung der Argumentationslinien und Legitimationsmuster einzelner politischer Akteure, dürften sich nicht zuletzt Rückschlüsse auf die rechtliche Begründung von Herrschaft bzw. von Gegenwehr und Kritik an der Autorität ergeben und sich folglich Einblicke in zeitbedingte bzw. situationsabhängige Verhältnisse von Herrschaft und Macht eröffnen. In diesem Sinne wird schließlich die These einer sich abzeichnenden Institutionalisierung und Intensivierung landesfürstlicher Herrschaft, im Rahmen eines dynamischen Kommunikationsprozesses aller beteiligten politischen Akteure, zu prüfen sein.

Erstbetreuer:

Prof. Dr. Heinz Noflatscher (Innsbruck)

Zweitbetreuer:

Prof. Dr. Angela De Benedictis (Bologna)

Derzeitige Tätigkeit:

Archivarin am Landesarchiv Tirol in Innsbruck.

Kontakt

Michaela Fahlenbock
michaela.fahlenbock@uibk.ac.at