Fabrizio dal Vera

Formen politischer Kommunikation: Legitimation und Delegitimation von Aufruhr in den juristisch-politischen Traktaten des 16. und 17. Jahrhunderts


Das Interesse an den Aufständen als "politischer Straftat" mit besonderem Augenmerk auf den politischen Diskurs hat viele der Juristen beschäftigt, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert das Problem der Herrschaftslegitimität und ihrer Grenzen behandelten. Die Untersuchung über die Formen der politischen Kommunikation in Bezug auf das "Widerstandsrecht" und die Kritik an der Autorität erfordert die gleichzeitige Betrachtung von historischen Tatsachen - in ihrer Eigenart und Einmaligkeit - und zeitgenössische Reflexionen von juristischer und politischer Natur, die wiederum diese Tatsachen beschrieben und gedeutet haben. Die gleichen Ereignisse wurden von gegensätzlichen und unvereinbaren Kommunikationsstrategien erfasst: Das, was eine der Konfliktpartei als Aufstand bezeichnete und darum auf das "crimen laesae maiestatis" zurückführte, wurde von der anderen Partei als "resistenza licita" verstanden. Die Erforschung der juristisch-politischen Traktate ermöglicht die Erfassung der Komplexität und der Problematik dieser Kommunikationsstrategien. Die Juristen nämlich, die das Thema der Aufstände behandelten, stellten neben ihren eher streng juristischen Reflexionen eine Reihe historischer Rekonstruktionen, mittels derer sie einen ständigen Vergleich zwischen Theorie und Entwicklung der historischen Wirklichkeit anstellten. Die Besonderheit dieser Traktate liegt eben in der "politischen" Perspektive, von der aus solche Fragen angegangen wurden. Die juristisch-politischen Schriften sind also Formen der politischen Kommunikation: Dem erneute Aufmerksamkeit zu schenken, ist von großem Interesse. Neben der Analyse der Typologien von Ordnungsverstößen weisen diese Quellen eine Reflexion zu den juristischen und politischen Instrumenten auf, dazu bestimmt, das Auftreten verschiedener Erscheinungen von Opposition und Widerstand gegenüber der Herrschaft zu neutralisieren und zu beseitigen. Indem man die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung richtet, die die Juristen von den Ursachen der Aufstände und den möglichen Methoden hatten, um Abhilfe für sie zu schaffen, kann man jene historische Dialektik untersuchen und verstehen, die dem Verhältnis zwischen der Geschichte der Denkformen und der historischen Entwicklung zugrunde liegt. Mit der Analyse dieser juristisch-politischen Traktate mag das Projekt zwei bisher oft voneinander unterschiedene Forschungsperspektiven zusammenbringen: die eine über die Aufstände und die andere über die Geschichte der Kriminalität. Ein ertragreicher Weg, der bei diesem Versuch einzuschlagen ist, scheint jener zu sein, über die Einschränkung des "crimen laesae maiestatis" nachzudenken. Dies kann erfolgen, indem man innerhalb der juristischen Traktatswesens die verschiedenen Modi, den legitimen Widerstand zu bestimmen, herausfindet und gleichzeitig die Vorstellungen vom politischen Gehorsam rekonstruiert, auf die diese Analysen zurückführen.

Erstbetreuer:

Prof. Dr. Angela de Benedictis (Bologna)

Zweitbetreuer:

Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte (Frankfurt)

Derzeitige Tätigkeit:

Wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt: Religion und Politik in protestantischen Predigten des 16. und 17. Jahrhunderts im thüringisch-sächsischen Raum, Laufzeit von 4/2014-3/2015.

Kontakt

Fabrizio Dal Vera
fdalvera@gmail.com