Friederike von Cube

Spätmittelalterliche Karten als Träger politischen Wissens und Medium interkultureller Kommunikation

Im ausgehenden Mittelalter bedeuteten geographische Kenntnisse Macht, da das Wissen über Aufbau und Aussehen der neu erschlossenen Gebiete strategische, wirtschaftliche und politische Vorteile brachte. Bedingt durch die zunehmenden Entdeckungen neuer Regionen im 15.Jahrhundert, wie auch durch die sich verbreitende Kartenherstellung mit Hilfe empirisch gewonnenen Wissens, bekamen Karten einen neuen Stellenwert. Die Bedeutung des Handels im eigenen Land und die Darstellung von Kenntnissen über die Welt, wie auch die von Interessens- und Einflußsphären, kam auf den prachtvoll ausgearbeiteten Weltkarten des 14. und 15. Jhs. am besten zur Geltung. Sie repräsentierten bereits durch ihre aufwendige Gestaltung das große Interesse des Besitzers am Aussehen der Welt und v.a. der neu-entdeckten Gebiete. Der Wichtigkeit des Handels in fremde Länder bewußt, der auf diesen Karten besonders gut nachvollzogen werden konnte, können diese Weltkarten als kunstreiche Prestigeobjekte gesehen werden, die dem Beobachter geographische, wirtschaftliche und politische Informationen mitteilten. Ziel meiner Arbeit ist es, aufzuzeigen welcher Art diese Informationen waren und welche Wege der Kommunikation sie nahmen, sowie welche Bedeutung die Weltkarten in der Politik einnahmen. Die Beziehungen der drei kartographischen Zentren Venedig, Portugal und Nürnberg sind dabei von zentraler Relevanz für eine Bearbeitung der Karten und die Analyse ihrer Bedeutung als Träger politischen Wissens und Medien interkultureller Kommunikation. Eine Erforschung, wann die Kenntnisse der Portugiesen die verschiedenen Kartographen erreichten und sie dieses umsetzten, ist als Indikator für die Kommunikationswege und - zentren wichtig. Die Karten waren Informationsträger und Machtinstrumente und vermittelten politisches Wissen weiter, aber diente dies auch politischen Zwecken? Der erste Teil der Arbeit befaßt sich mit Karten in ihrer Eigenschaft als Medium der Kommunikation. Dabei werden in erster Linie die Besonderheiten beleuchtet, die diese außergewöhnliche Art und Weise Informationen weiterzugeben beinhaltet. Karten sind Mittel der verbalen, wie auch der nonverbalen Kommunikation und sprechen auf diese Weise verschiedene Bereiche von Wahrnehmungsmöglichkeiten an. Informationen, die bildlich dargestellt werden, können auf eine andere, weitaus direktere Weise rezipiert werden. Die Verbindung schriftlicher Legenden mit einer graphisch konstruierten Darstellung der Welt ermöglicht es, den Betrachter auf verschiedenen Ebenen mit Informationen zu versorgen. Der Hauptteil der Arbeit beinhaltet eine vergleichende Analyse verschiedener Weltkarten anhand bestimmter Punkte und Betrachtungsweisen. Dazu wurden drei Weltkarten aus der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts ausgewählt, deren Darstellung Afrikas eingehender untersucht wird. Es handelt sich um Karten, die bereits die ptolemäische Geographie, welche erst seit Beginn des 15.Jahrhunderts dem lateinischen Westen wieder zugänglich war, kritisch rezipiert hatten und versuchten, alte Überlieferungen mit neuen Kenntnissen zu verbinden. Die Fragen nach den Inhalten der Weltkarten und den Teilnehmern dieser Form der Kommunikation steht bei der vergleichenden Analyse der Quellen im Zentrum, ebenso wie die politische Bedeutung, die diese Karten für Portugal und Venedig als Seemächte und Portugal, Venedig und Nürnberg als Zentren von Handel und Wissensaustausch hatten. Inwiefern sich Netzwerke und Kommunikationslinien aufzeigen lassen soll genauso beachtet werden, wie die Frage danach, welche Besonderheiten und auch Vorteile Weltkarten in Abgrenzung zu rein schriftlichen Enzyklopädien als Vermittler von Weltbildern und Vorstellungswelten, boten.

Erstbetreuer:

Prof. Dr. Daniela Rando (Pavia)

Zweitbetreuer:

Prof. Dr. Johannes Fried (Frankfurt/Main)

Kontakt

Friederike von Cube
friederike.von.morr@em.uni-frankfurt.de