Dr. Clizia Magoni

Le Pour et le contre: Ludwig XVI. vor der Öffentlichkeit. Publizistik und Reden in Frankreich während des Prozesses gegen den König.

Nach dem Fall der Monarchie und der Proklamation der Republik am 20. September 1792 als Konsequenz der journée des vorangegangenen 10. Augusts wurde der neueingerichtete Verfassungskonvent unter anderem mit der entscheidenden Frage konfrontiert, ob dem inzwischen abgesetzten König Frankreichs Ludwig XVI. der Prozess zu machen sei. In dieser kritischen Phase der Revolution, in der Frankreich in einen Krieg gegen das Reich verstrickt war, begann im November das langwierige Gerichtsverfahren gegen den König. Es sollte mit der Verurteilung und Hinrichtung des Bürgers Louis Capet am 21. Januar 1793 enden. Den Mitglieder des Konvents war während des ganzen Prozesses, vom Auftakt der Untersuchung, über die folgenden Verhandlungsphasen bis zum Urteilsspruch völlig bewusst, was mit ihm für die Zukunft der jungen Republik und gleichzeitig für ganz Frankreich auf dem Spiel stand.

Das vorliegende Projekt widmet sich den, unverzüglich veröffentlichten, Debatten der Konventsmitglieder sowie den Ansichten, die von Privatpersonen und einfachen Bürgern im Verlauf der Verhandlung zum Prozess in der Presse geäußert wurden, als einer Form politischer Kommunikation, die die Herausbildung der öffentlichen Meinung in der neugeschaffenen Republik begünstigte. Die Diskurse zum Gerichtsverfahren gegen Ludwig XVI. folgen sämtlich der Logik des öffentlichen Raums (der öffentlichen Verständigung), die keine Grenzen zulässt und aus der keine Sphäre ausgeschlossen bleibt. Die Frage, ob dem Souverän der Prozess zu machen sei (aber auch nach seiner Schuld oder Unschuld, nach dem Typus der Bestrafung, die ihm aufzuerlegen sei), stand im Mittelpunkt einer „öffentlichen“ Debatte, die sich konkret in einer reichen Produktion von gedruckten Texten niederschlägt, die zum gegebenen Anlass verfasst wurden. Diese Perspektive zeigt, dass die Kontroversität des Prozesses in der Beurteilung des Gerichtsverfahrens vonseiten der Zeitgenossen und vor allem der Nachfahren widergespiegelt wird; ein Indiz für ein vorherrschendes Bewusstsein dafür, dass Frankreich einen Moment ohne Präzedenzfall durchlebte.

Derzeitige Tätigkeit:

Ricercatore an der Universität Caen.

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Dr. Clizia Magoni
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