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Wirtschaftsgeschichte
Geschichte der Verwaltung
Spätmittelalterliche Geschichte
Arbeitstitel: Strukturelle Wandlungen des Handels im 15. Jahrhundert? Die Ausgestaltung von Vertretungsbeziehungen nieder- und oberdeutscher Kaufleute in Antwerpen, Basel und Genua.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde der internationale Handel, der vom Reich ausging, von einem Wandel ergriffen, der die Handelsstrukturen im Süden wie im Norden des Reiches veränderte. Diese These soll in meiner Habilitationsschrift aufgestellt und überprüft werden.
Bisher geht die Forschung davon aus, dass der Handel norddeutscher Kaufleute nicht weniger effizient, aber ganz anders organisiert war als der Handel der Süddeutschen: Netzwerken gleichberechtigter Partner im Hanseraum werden die hierarchischen Firmen des Südens wie die Fugger oder die Welser entgegen gestellt. Zahlreiche Indizien weisen aber darauf hin, dass durchaus auch im Norden hierarchische Handelshäuser existierten, wohingegen Netzwerke von Kaufleute zu jeder Zeit in Nord wie Süd erfolgreichen Handel trieben. Stellt man die verschiedenen bisherigen Forschungsergebnisse zu Unternehmensformen in Nord- und Süddeutschland zusammen, so ergibt sich der Eindruck, dass sich nicht nieder- von oberdeutschen Firmen unterschieden, sondern dass sich in Nord- wie Süddeutschland im Laufe des 15. Jahrhunderts ein struktureller Wandel ereignete: Bis ins 14. Jahrhundert blieb der Handel in Süd- wie Norddeutschland in Innengesellschaften organisiert. Das heißt, Kaufleute schlossen sich zwar zu Gesellschaften zusammen, die aber nach außen nicht in Erscheinung traten: Beispielsweise kaufte ein Käufer seine Waren bei Johann Wittenborch, nicht bei der Falbrechtgesellschaft. Zu den Innengesellschaften traten seit dem späten 14./frühen 15. Jahrhundert Außengesellschaften hinzu, zum Beispiel die Ravensburger Handelsgesellschaft oder die Falbrecht-Morser-Rosenfeld-Gesellschaft, die zwischen Danzig, Thorn und Posen Handel trieb. Einige dieser Firmen, unter anderen die Welser aus Augsburg und die Loitz aus Stettin, hierarchisierten sich im Laufe des 15. Jahrhunderts.
Diesen Eindruck möchte ich in meiner Arbeit überprüfen, und zwar anhand von Formen der Vertretung: Kaufleute machten nicht nur an dem Ort Geschäfte, an dem sie sich physisch befanden. An anderen Orten handelten Geschäftspartner, Handelsdiener oder Wirte für sie. Wie gestaltete sich diese Beziehung, wie wurde diese Vertretung organisiert, welche Charakteristika wies sie auf? Dabei soll Vertretung als Institution aufgefasst werden, die den Zweck erfüllte, dass ein Kaufmann auch an Orten Handel treiben konnte, an denen er selbst nicht physisch anwesend war. Dabei bietet es sich an, die Untersuchung auf Orte zu konzentrieren, an dem nieder- wie oberdeutsche Kaufleute in großer Zahl Handel trieben, sich dabei aber beide häufig vertreten ließen. Das war zum Beispiel in Antwerpen, Basel oder Genua der Fall.
Lässt sich die These beweisen, dass der europäische Handel des 15. Jahrhunderts einen strukturellen Wandel durchlief, der in Nord- wie Süddeutschland zur gleichen Zeit stattfand, muss die Vorgeschichte der europäischen Wirtschaftsexpansion der Frühen Neuzeit überdacht werden. Sie ließe sich nicht mehr als Abfolge von Adaptionsprozessen beschreiben, in der der Norden die weiter entwickelten Organisationsformen des Südens allmählich übernommen hätte. Stattdessen müsste ein Zusammenhang hergestellt werden zu den anderen Veränderungen, die das Wirtschaftssystem Europas im Spätmittelalter durchlief, etwa die Umstellung vom Messehandel auf den permanenten Handel, die Hierarchisierung von Märkten, der Rückgang der Privilegierung einzelner Gruppen oder die Zunahme des Land- anstelle des Seetransports.
Dissertation: „Die Autonomie der Routine. Wie im 12. Jahrhundert das englische Schatzamt entstand.“ (erschienen 2014)
Die Arbeit zeigt, dass eine bestimmte Art der Sprache Verwaltungsprozeduren stabilisieren kann, wenn keine organisatorischen Strukturen bestehen, die diese Aufgabe übernehmen könnten. Eine Organisation, im vorliegenden Fall eine Verwaltungseinheit, kann sich über eine bestimmte Art der Sprache definieren und konstituieren, indem zum einen über die Verwendung einer bestimmten Sprache Zugehörigkeiten hergestellt und zum anderen mit Hilfe einer bestimmten Art der Sprache Prozeduren effizient gestaltet und auf Dauer gestellt werden. In meiner Arbeit wird dieser Prozess der Herausbildung einer Organisation durch die Nutzung einer speziellen Sprache analysiert anhand der englischen königlichen Rechnungen des 12. Jahrhunderts.
Januar bis Juni 2012: Pre-doctoral Fellowship am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
Oktober bis Dezember 2010: Forschungsaufenthalt am Deutschen Historischen Institut London
Mai 2010:Organisation des internationalen Doktorandenworkshops „Mehr als Koggen und Kaufleute. Die Hansehistoriographie und ihre Berührungspunkte mit aktuellen Projekten der Spätmittelalterforschung“, im Rahmen der Jahrestagung des Hansischen Geschichtsvereins, Halle/Saale, 23-25.05.2010.
Oktober 2008 bis Dezember 2011: Stipendiatin des Leibniz-Projektes „Politische Sprache im Mittelalter“ an der Universität Frankfurt
Juli bis September 2008: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre der Universität Erlangen-Nürnberg
März bis Juni 2004: Studium der Geschichtswissenschaft an der Universität Wien
Oktober 2003 bis Februar 2004: Studium der Geschichtswissenschaft an der Universität La Sapienza in Rom (Erasmussemester)
2001-2007: Studium der Geschichtswissenschaft, Politischen Wissenschaft und der Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Die Autonomie der Routine. Wie im 12. Jahrhundert das englische Schatzamt entstand. Göttingen 2014.
Bürokratische Routinen. Wie im 12. Jahrhundert die Einnahmen des englischen Königs erhoben und verbucht wurden, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 9/10 (2014), S. 563-573.
Aufstieg, Blüte, Niedergang – Entstehung, Krise, Übergang: Von der bürgerlichen zur postmodernen Hanseforschung? In: Oliver Auge (Hg.), Hansegeschichte als Regionalgeschichte, Frankfurt am Main 2014, S. 413-28.
Marins, Marchands, Hommes du Conseil. A propos des gens de mer dans les villes hanséatiques, in: Éric Guerber (Hrsg.), Les gens de mer et leur intégration dans la société politique des cités portuaires aux époques ancienne, médiévale et moderne, Rennes 2013, S. 177-204. (zusammen mit Tim Geelhaar)
Ein neues Haus auf altem Fundament? Neue Trends in der Hanseforschung und die Nutzbarkeit der Rezesseditionen, in: Hansische Geschichtsblätter 129 (2011), S. 139-155. (zusammen mit Angela Huang)
Tagungsbericht: Mehr als Koggen und Kaufleute. Die Hansehistoriographie und ihre Berührungspunkte mit aktuellen Projekten der Spätmittelalterforschung. H-Soz-u-Kult, H-Net Reviews. Juli 2010.
im Druck:
Rezensionen:
Rolf Hammel-Kiesow, Matthias Puhle, Siegfried Wittenburg: Die Hanse, Darmstadt 2009, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 10 [15.10.2013], URL: http://www.sehepunkte.de/2013/10/17407.html.
Moritz Wedell, Zählen. Semantische und praxeologische Studien zum numerischen Wissen im Mittelalter, Göttingen 2011 und Moritz Wedell (Hg.), Was zählt. Ordnungsangebote, Gebrauchsformen und Erfahrungsmodalitäten des „numerus“ im Mittelalter, Köln 2011, in: Das Mittelalter 18 (2013) 2, S. 217-219.
Onlinepublikation: